Erlenhain blog
Unsere Erziehung, die kleinen und großen Traumen im Leben hinterlassen ihre Spuren in unseren Seelen. Wir spüren es, wenn wir nicht mehr alle Aktivitäten unbeschwert ausführen können, uns die Energie abhandenkommt und wir bestimmten Situationen ausweichen. Die Geschichte der Selkie erzählt uns von einer weiblichen Selkierobbe, die an Land kam, ihre Robbenhaut ablegte, um als Mensch an einem rituellen Tanz im Himmelskleid teilzunehmen, und dann ihre Robbenhaut gestohlen bekam, ohne die sie nicht mehr ins Meer zurückkehren konnte. Sie musste den Fischer Taggert heiraten und gebahr ihm einen Sohn. Sie war in dieser unfreiwilligen Beziehung sehr unglücklich bis zu dem Zeitpunkt als ihr Sohn die versteckte Robbenhaut durch Zufall wiederfand, ihr zurückgab und sie schließlich zurück ins Meer gehen konnte. Der Diebstahl und die erzwungene Hochzeit war so ein Trauma und die Robbenhaut steht symbolisch für den Seelenanteil, den die Selkie verloren hatte. Ihr Sohn erfüllte die traditionelle Rolle des Schamanen, der einem dabei hilft, verloren gegangene Seelenanteile wieder zurück zu bekommen und dadurch zu heilen. Es gibt verschiedene Wege der Seelenrückholung. Traditionell begibt sich ein Schamane oder Schamanin auf eine Reise in die Anderswelt und sucht nach dem verloren gegangen Seelenanteil. Wenn sie ihn gefunden hat, bringt sie ihn zurück und gibt ihn der betreffenden Person zurück, z.B. in dem sie ihn einbläst. Eine andere Art ist, dass ein Schamane seinen Klienten zu einer eigenen Reise anleitet, wenn er oder sie dazu in der Lage ist. Im keltischen Schamanismus erfüllen heilende Geschichten wie die über die Selkie diesen Zweck. Die Gralsgeschichte vom verwundeten König aus der Artussage ist ein anderes Beispiel hierfür. Die Ovaten erfüllen die Rolle des Schamamen in der druidischen Tradition. Dabei greifen sie auf die Elemente, Rituale und Reisen in die Anderswelt zurück. Der Ausgangspunkt ist dabei in der Regel die Lichtkörperübung und der heilige innere Hain. Diese führen uns in einen Zustand der Ruhe des Körpers, der Stille der Rede und der Weite des Geistes. Diese Kontemplation aus Ruhe, Stille und Weite wird im tibetischen Bön-Schamanismus Innere Zuflucht genannt. Es ist ein Zustand, der auch im Zen, Dzogchen und in anderen Traditionen angestrebt wird, und gleichbedeutend ist mit dem natürlichen, erleuchteten Seinszustand. Die Lichtkörperübung hilft uns dabei, den Körper und die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Der klare blaue Himmel im heiligen Hain öffnet uns für die Weite des Geistes. In dieser Inneren Zuflucht anzukommen und zu verweilen, ist alleine schon heilsam. Es ist aber auch der Ort, an dem sich die Quelle der Essenzen aller Elemente befindet und an dem die Seelenrückholung über die Elemente geschehen kann.
Die Grundidee dabei ist, dass wir durch Traumen die Eigenschaft bestimmter Elemente verloren haben und diese zurückholen können. Es geht dabei weniger darum, verdrängte Ereignisse durchzuarbeiten, sondern das verloren gegangene Element zurückzuholen. Das Druidentum arbeitet traditionell mit den vier Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft. Je nach Sichtweise kommt noch das Element Raum oder Geist hinzu. Das Erdelement steht für das Gefühl von Stabilität und der Verbundenheit mit dem Körper und der Umgebung, Konzentrationsfähigkeit und Lebensfreude. Ein Mangel des Erdelements äußert sich darin, dass wir uns nicht geerdet und unzufrieden fühlen, geistesabwesend, aufgeregt und rastlos sind. Das Wasserelement steht für die Gefühlswelt, das Wohlbefinden, Liebe und Sanftmut. Ein Mangel des Wasserelements äußert durch Unwohlsein und einem Gefühl nicht im Einklang mit sich selbst zu stehen. Das Feuerelement sorgt für die Begeisterungsfähigkeit und Kreativität, Willensstärke, Energie und Glücklich-sein. Bei einem Mangel an Feuer fehlt es an Vitalität und Inspiration, es fehlt einem die Energie die Dinge zu Ende zu bringen. Das Element Luft steht für den Geist, Flexibilität, Freiheit, Lebendigkeit und Kommunikationsfähigkeit. Ein Mangel des Luftelements fühlt sich an, als würde man feststecken, nicht im Fluss zu sein oder in Beziehungen festzustecken. Das Raumelement steht für das Gefühl von Offenheit und Weite. Ein Mangel an Raum äußert sich in Blockaden und dem Gefühl Herausforderungen nicht bewältigen zu können. Die Seelenrückholung beginnt damit, dass man sich darüber klar wird, welches Element fehlt und mit dem festen Vorsatz, sich mit der Quelle zu verbinden und dieses Element zurückzuholen. Es ist tatsächlich ein Akt von Magie, diesen Vorsatz klar zu formulieren und auszusprechen. Danach kann das fehlende Element auf mehrfache Art zurückgeholt werden, in dem man zum Beispiel Orte in der Natur aufsuchen, an dem das Element vorkommt und wir uns mit ihm verbinden können. Wir finden das Element auch direkt an der Quelle im inneren Hain. Dort angekommen im Zustand von Ruhe, Stille und Weite visualisieren wir das Element und laden uns damit auf. Dabei muss man sich vergegenwärtigen, für welche erwünschten Eigenschaften das Element steht. Ein Ovate kann diese schamanische Reise sowohl für sich selbst als auch für andere unternehmen und dadurch ein Stück verloren gegangener Seele zurückholen. Anschließend sollte man die Qualitäten der Elemente in den Beziehungen und in der Familie regenerieren und weiter im inneren Sein und im Körper nähren. Wer sich in der Praxis der Seelenrückholung über die Elemente vertiefen möchte, dem sei das Buch mit CD „Quelle der Heilung“ von Tenzin Wangyal empfohlen. Eine praktische Anleitung einer Seelenrückholung für andere wird auf Udemy.com als Webinar von Daniela Hills mit dem Titel „How to do a soul retrieval“ angeboten. Die Seelenrückholung für andere Menschen wird von schamanisch Praktizierenden als therapeutische Praxis angesehen und es ist empfehlenswert, eine gründliche Ausbildung zu belegen, wenn man diese als professionelle Dienstleitung anbieten möchte. In allen anderen Fällen kann man der eigenen Selbsterkenntnis und Intuition vertrauen, ob man anderen Menschen in der Rolle des druidischen Schamanen eine Hilfe sein kann.
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Das Jahr 1964 war ein Schicksalsjahr für die Wegbegleiter und Freunde von Ross Nichols und verzeichnete die Gründung des Order of Bards Ovates and Druids. In diesem Jahr starben auch Nichols Mentor und Chosen Chief des Ancient Druid Order Robert MacGregor Reid, sein Freund und Begründer des Wicca Gerald Gardner und sein Erzbischof Tugdual, Jean-Pierre Danyel. Aber Moment, wer bitte schön ist Erzbischof Tugdual? Ein Jahr vor der Ordensgründung im Jahr 1963 reiste Nichols zusammen mit seinem druidischen Mentor Robert MacGregor Reid zu einem bretonischen Gorsedd in der Bretagne, wo Nichols von Erzbischof Tugdual zum Erzdiakon der „Inseln“, d.h. Britannien, der Ancient Celtic Church geweiht wurde. Mar Tugdual war selbst Mitglied und Druide des Bretonischen Gorsedd. Das ist eine bemerkenswerte Tatsache, ist doch der OBOD heute eine bedeutende Institution im Neuheidentum. Das war zu Nuinns Zeiten freilich noch nicht der Fall. So wurden bei der Anrufung der Himmelsrichtungen nicht die heute gebräuchlichen Tiere Falke, Hirsch, Lachs und Bär, sondern die Erzengel angerufen. Dies änderte sich erst mit dem Wiederaufleben des Ordens nach 1988. Ein schillerndes Mitglied der Ancient Celtic Church war die Surrealistin Ithell Colquhoun, die im Jahr der Wiederbelebung des OBOD verstarb. Ithell war Mitglied in den magischen Zirkeln ihrer Zeit und sehr interessiert an keltischer Spiritualität. Sie verfasste u.a. das Buch The Living Stones – Cornwall. Sie war es auch, die die französische Messe von Sankt Tudgual ins Englische übersetzte. Vor wenigen Jahren wurde ihr Nachlass versteigert, in dem sich auch die Messe der Ancient Celtic Church befand. Der amtierende Chosen Chief des OBOD, Philip Carr-Comm, hat nach Informationen des Atlantis Bookshops in London versucht, diese Messe zu erwerben. Ein sehr schönes Video über das Leben und die Kunst von Ithel Colquhoun findet sich auf Vimeo. Der Name Ancient Celtic Church geht auf die Eremitage von Tugdual in Saint Doley, Bretagne, zurück, deren Name Hermitage of the Ancient Celtic Church war. Mar Tugdual wurde als Bischof von Glastonbury geweiht. Die Kirche Tugduals hieß tatsächlich nicht Ancient Celtic Church, sondern übersetzt Heilige Keltische Kirche. Vor seinem Tod prophezeite er, dass seine Eremitage für zehn Jahre verwaist sein würde, bevor sie wieder aufersteht. Und tatsächlich geschah es so mit der Gründung der Keltisch-Orthodoxen Kirche durch Erzbischof Mael, Paul-Eduard de Fournier de Brescia, der 2014 verstarb. Dieser baute auf dem Grundstück der Eremitage ein Kirche aus Holz und entwickelte die keltisch-orthodoxe Kirche und den Orden über die Landesgrenzen hinaus. Mar Mael war ebenfalls Druide und stand in Kontakt mit Philip Carr-Gomm, der ihn schon in der Bretagne besuchte. Mar Mael und Nuinn kannten sich offensichtlich ebenfalls. Die Ancient Celtic Church und die Holy Celtic Church wurden ebenfalls mit Unterbrechungen fortgesetzt und weitere Kirchen sind aus diesen hervorgegangen, z.B. die Celtic Apostolic Church. Die Kleriker beider Kirchen sind ebenfalls Druiden und Mitglieder im OBOD. Der deutsche Zweig und momentane Hauptsitz der Ancient Celtic Church, die Alt-keltische Kirche, wurde offiziell im Jahr 2014 gegründet, nachdem der englische Zweig einige Jahre zuvor aufgehört hatte zu existieren. Der Hauptsitz der Holy Celtic Church befindet sich in der Schweiz. Beide Kirchen verbinden die christliche Spiritualität mit dem Druidentum in ihrer jeweils eigenen Art. Ansonsten ist recht wenig bekannt über weitere Mitglieder von Ross Nichols Ancient Celtic Church in Britannien. Der Geist Nuinns lebt weiterhin in der alt-keltischen Kirche, die sich progressiv und inklusiv entwickelt hat und als einzige Nachfolgekirche auch Frauen ordiniert. Die Ideen des späten Sankt Tugdual mit der Rückbesinnung auf die orientalisch-orthodoxe Kirche werden vor allem in der keltisch-orthodoxen Kirche am Leben gehalten. Eine regionale katholische Kirche, die sich auf Sankt Tugdual beruft, ist die Mission Gallicane de´Alsace in Frankreich. Die heilige keltische Kirche der Schweiz orientiert sich hauptsächlich an der Tradition der liberal-katholischen Kirche und hat gnostische Wesensmerkmale.
Die Gnostic Celtic Church, die von John Michael Greer in den USA gegründet wurde, ist dagegen gar nicht mehr christlich, sondern rein druidisch. Eine neuere Entwicklung ist die Forest Church, die mit der Lebensbaum Waldkirche auch einen Ableger in Deutschland hat. Diese Bewegung sucht das Göttliche in der Natur und richtet sich an Menschen, die mit den traditionellen Kirchen nichts mehr anfangen können. Die Rituale sind druidisch angehaucht. All die modernen keltischen Kirchen hatten nie viele Mitglieder und es ging ihnen eher darum, ihre eigenen Vorstellungen von der keltisch-christlichen Spiritualität zu verwirklichen, ohne die Massen missionieren zu wollen. Die Verbindung von Druidentum und christlicher Spiritualität begleitet die Renaissance des Druidentum seit ihrer Gründung und es ist spannend zu sehen, dass der christliche Zweig des Druidentums immer noch lebt. |