Erlenhain blog
Das Jahr 1964 war ein Schicksalsjahr für die Wegbegleiter und Freunde von Ross Nichols und verzeichnete die Gründung des Order of Bards Ovates and Druids. In diesem Jahr starben auch Nichols Mentor und Chosen Chief des Ancient Druid Order Robert MacGregor Reid, sein Freund und Begründer des Wicca Gerald Gardner und sein Erzbischof Tugdual, Jean-Pierre Danyel. Aber Moment, wer bitte schön ist Erzbischof Tugdual? Ein Jahr vor der Ordensgründung im Jahr 1963 reiste Nichols zusammen mit seinem druidischen Mentor Robert MacGregor Reid zu einem bretonischen Gorsedd in der Bretagne, wo Nichols von Erzbischof Tugdual zum Erzdiakon der „Inseln“, d.h. Britannien, der Ancient Celtic Church geweiht wurde. Mar Tugdual war selbst Mitglied und Druide des Bretonischen Gorsedd. Das ist eine bemerkenswerte Tatsache, ist doch der OBOD heute eine bedeutende Institution im Neuheidentum. Das war zu Nuinns Zeiten freilich noch nicht der Fall. So wurden bei der Anrufung der Himmelsrichtungen nicht die heute gebräuchlichen Tiere Falke, Hirsch, Lachs und Bär, sondern die Erzengel angerufen. Dies änderte sich erst mit dem Wiederaufleben des Ordens nach 1988. Ein schillerndes Mitglied der Ancient Celtic Church war die Surrealistin Ithell Colquhoun, die im Jahr der Wiederbelebung des OBOD verstarb. Ithell war Mitglied in den magischen Zirkeln ihrer Zeit und sehr interessiert an keltischer Spiritualität. Sie verfasste u.a. das Buch The Living Stones – Cornwall. Sie war es auch, die die französische Messe von Sankt Tudgual ins Englische übersetzte. Vor wenigen Jahren wurde ihr Nachlass versteigert, in dem sich auch die Messe der Ancient Celtic Church befand. Der amtierende Chosen Chief des OBOD, Philip Carr-Comm, hat nach Informationen des Atlantis Bookshops in London versucht, diese Messe zu erwerben. Ein sehr schönes Video über das Leben und die Kunst von Ithel Colquhoun findet sich auf Vimeo. Der Name Ancient Celtic Church geht auf die Eremitage von Tugdual in Saint Doley, Bretagne, zurück, deren Name Hermitage of the Ancient Celtic Church war. Mar Tugdual wurde als Bischof von Glastonbury geweiht. Die Kirche Tugduals hieß tatsächlich nicht Ancient Celtic Church, sondern übersetzt Heilige Keltische Kirche. Vor seinem Tod prophezeite er, dass seine Eremitage für zehn Jahre verwaist sein würde, bevor sie wieder aufersteht. Und tatsächlich geschah es so mit der Gründung der Keltisch-Orthodoxen Kirche durch Erzbischof Mael, Paul-Eduard de Fournier de Brescia, der 2014 verstarb. Dieser baute auf dem Grundstück der Eremitage ein Kirche aus Holz und entwickelte die keltisch-orthodoxe Kirche und den Orden über die Landesgrenzen hinaus. Mar Mael war ebenfalls Druide und stand in Kontakt mit Philip Carr-Gomm, der ihn schon in der Bretagne besuchte. Mar Mael und Nuinn kannten sich offensichtlich ebenfalls. Die Ancient Celtic Church und die Holy Celtic Church wurden ebenfalls mit Unterbrechungen fortgesetzt und weitere Kirchen sind aus diesen hervorgegangen, z.B. die Celtic Apostolic Church. Die Kleriker beider Kirchen sind ebenfalls Druiden und Mitglieder im OBOD. Der deutsche Zweig und momentane Hauptsitz der Ancient Celtic Church, die Alt-keltische Kirche, wurde offiziell im Jahr 2014 gegründet, nachdem der englische Zweig einige Jahre zuvor aufgehört hatte zu existieren. Der Hauptsitz der Holy Celtic Church befindet sich in der Schweiz. Beide Kirchen verbinden die christliche Spiritualität mit dem Druidentum in ihrer jeweils eigenen Art. Ansonsten ist recht wenig bekannt über weitere Mitglieder von Ross Nichols Ancient Celtic Church in Britannien. Der Geist Nuinns lebt weiterhin in der alt-keltischen Kirche, die sich progressiv und inklusiv entwickelt hat und als einzige Nachfolgekirche auch Frauen ordiniert. Die Ideen des späten Sankt Tugdual mit der Rückbesinnung auf die orientalisch-orthodoxe Kirche werden vor allem in der keltisch-orthodoxen Kirche am Leben gehalten. Eine regionale katholische Kirche, die sich auf Sankt Tugdual beruft, ist die Mission Gallicane de´Alsace in Frankreich. Die heilige keltische Kirche der Schweiz orientiert sich hauptsächlich an der Tradition der liberal-katholischen Kirche und hat gnostische Wesensmerkmale.
Die Gnostic Celtic Church, die von John Michael Greer in den USA gegründet wurde, ist dagegen gar nicht mehr christlich, sondern rein druidisch. Eine neuere Entwicklung ist die Forest Church, die mit der Lebensbaum Waldkirche auch einen Ableger in Deutschland hat. Diese Bewegung sucht das Göttliche in der Natur und richtet sich an Menschen, die mit den traditionellen Kirchen nichts mehr anfangen können. Die Rituale sind druidisch angehaucht. All die modernen keltischen Kirchen hatten nie viele Mitglieder und es ging ihnen eher darum, ihre eigenen Vorstellungen von der keltisch-christlichen Spiritualität zu verwirklichen, ohne die Massen missionieren zu wollen. Die Verbindung von Druidentum und christlicher Spiritualität begleitet die Renaissance des Druidentum seit ihrer Gründung und es ist spannend zu sehen, dass der christliche Zweig des Druidentums immer noch lebt.
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